Bildung

Mit Licht surfen: Grüne probieren WLAN-Alternative aus

Wenn das Internet aus der Lampe kommt: Eine neue Technologie verspricht eine funklose Datenübertragung mit Licht. Klappt das in der Praxis? Grünen-Abgeordnete schauen sich in einem Stuttgarter Gymnasium um, wo Visible Light Communication bereits getestet wird.

Eine einzige Schule in Stuttgart nutzt schon die neue Internet-Übertragungsart: In einem Schulraum am Hegel-Gymnasium arbeiten Schülerinnen und Schüler mit Visible Light Communication (VLC/ Li-Fi). Ihre Laptops sind an kleine schwarze Kästchen angeschlossen, in denen ein Empfangssensor eingebaut ist. Von der Decke kommt Licht aus LED-Leuchten. „Die LED-Lampen senden per Lichtsignal Daten an die Sensoren auf dem Tisch. Dies passiert so schnell, dass wir es mit bloßem Auge nicht sehen können“, erklärt die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden. Die Sensoren wandeln das Licht in elektrische Signale um.

Visible Light Communication ist in der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt – wird in Expertenkreisen aber aber als ernsthafte WLAN-Alternative ausprobiert. Auch Hersteller wie Philipps haben Ideen zum Einsatz der Lichttechnologie entwickelt: So könnten sich Supermärkte mit den Systemen ausstatten, um Lichtsignale auf die Smartphones ihrer Kunden zu senden, damit sich diese in den Verkaufsräumen besser orientieren können.

Auch der Landtag interessiert sich für die neue Technologie: Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zeigt sich für das neue „Internet per Licht“ aufgeschlossen, wie eine Kleine Anfrage der Grünen ergab.

Höhere Datensicherheit, schnellere Übertragung

 „Bisher steckt die Technologie noch in der Probephase. Laptops, Tablets oder Smartphones mit integrierten VLC-Sensoren werden noch nicht hergestellt. Doch das kann sich schnell ändern“, sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Marwein, der an der Landtags-Anfrage beteiligt war.

Die VLC-Technologie wurde vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut entwickelt. Im Vergleich zu WLAN kann sie schneller sein, hat eine höhere Datensicherheit und stört Funksignale nicht. Darum könnte VLC nach Ansicht der Grünen-Abgeordneten ein Ersatz für WLAN werden - besonders in sensiblen Bereichen, in denen eine hohe Funk- oder Datensicherheit gefordert ist, wie Schulen.

Kultusministerin Eisenmann sieht dies beispielsweise in der Medizin, der Unterwasserkommunikation, in Großraumbüros, Produktionshallen oder Flugzeugkabinen. „Ein wichtiger Vorteil der VLC-Technologie ist die Tatsache, dass sie auf normalem LED-Licht basiert“, sagt Grünen-Abgeordnete Thekla Walker. Das Kultusministerium bestätigt, dass von VLC keine hohe elektromagnetische Strahlungsbelastung ausgehe.

"Schutz für Kinder vor schädlichen Einflüssen ist wichtig"

Die langjährige Lehrerin Bogner-Unden berichtet zu diesem Thema, dass einige Eltern Bedenken hinsichtlich des Einsatzes von WLAN an den Schulen ihrer Kinder haben. „Räume, in denen sich Kinder länger aufhalten, müssen vor Einflüssen geschützt sein, die möglicherweise schädlich sind. Dies gebietet die Vorsorge“, betont sie. Ihre Fraktions-Kollegin Brigitte Lösch, Vorsitzende des Ausschusses für Kultus, Jugend und Sport im Landtag, ergänzt: „Gerade in Schulen kann VLC deshalb eine Alternative zum WLAN sein, da sie eine elektromagnetische Strahlenbelastung von Vornherein ausschließt.“

„Wir begrüßen es sehr, dass Ministerin Eisenmann sich mit VLC befasst hat und zu einem positiven Urteil gekommen ist“, sagt Walker. „Deshalb würden wir uns freuen, wenn diese Technologie in Zukunft flächendeckend an Schulen in Baden-Württemberg eingesetzt wird“, so Lösch. Hierfür müsse das Kultusministerium seine beobachtende Rolle aufgeben und sich aktiv einbringen, auch finanziell, fügt Marwein hinzu. So könnte die VLC-Technologie schneller marktreif werden und an mehr Schulen eingesetzt werden.

VLC-Technologie wird immer besser

Im Schulraum am Hegel-Gymnasium zeigt sich, welche Hindernisse VLC in Zukunft noch überwinden muss. So sind die Laptops dort noch an feststehende Empfangsgeräte gebunden. Dadurch können die Schülerinnen und Schüler ihre Laptops bisher nicht flexibel im Raum bewegen. Mit kleineren Sensoren kann sich dies in Zukunft ändern. Laut Fraunhofer-Institut sind sie bereits in der Größe von USB-Sticks verfügbar. 

Text: Sara Dostal


An der VLC-Technologie forschen Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts seit Jahren.

Auf ihrer Website schlüsseln die Forscher die Vorteile der VLC-Technologie auf:

  • Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 3 Gbit/s
  • Keine Strahlenbelastung
  • Keine Interferenzen mit Funksystemen
  • Datenübertragung mit handelsüblichen High-Power LED-Lampen
  • Kombination von Beleuchtung und Datenkommunikation
  • Kostengünstige Umrüstung möglich
  • Paralleler Betrieb mehrerer VLC-Systeme möglich
  • Einfacher Datenschutz durch lichtundurchlässige Oberflächen